Epochen und ihre jeweilig angesagten Wandbekleidungen

Im Überblick der verschiedenen Epochen waren in Deutschland ganz unterschiedliche Wandbekleidungen beliebt. Im 16. Jahrhundert zur Zeit der Renaissance wurden die Wände mit Samtbrokat und Leder geschmückt. Ganze Wandbespannungen mit wertvollen Stoffen dienten der Selbstdarstellung und Verschönerung der Räume. In Italien wurden teure Stoffe extra für diese Zwecke hergestellt und im Handel veräußert, darunter Damast und Samtbrokat. Die Stoffwände wurden auch mit Farben und Ornamenten gestaltet, reiche Häuser dagegen leisteten sich das Spanischleder mit Goldelementen.

Im Barock, bis in das 18. Jahrhundert hinein, war Goldleder und die Ornamentik mittels Akanthusblatt gefragt. Gerade am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV., der für seinen Schönheitssinn bekannt war und sich für die Künste und Gestaltung seiner Gemächer interessierte, wurden die Räume von Versailles und der Louvre mit üppigen Motiven, Stoff und Bändern, mit Ornamenten und distelartigen Blättern versehen. Dazu wurden schwere Farben wie Grün, Weinrot und Gold benutzt.

Das verspielte Rokoko brachte prunkvolle, schwere Formen mit sich, die erst im Spätbarock dann leichter und ausgefallener wurden. Asymmetrische Motive in Form von Muscheln, zarte Dekorationen aus Blumenmustern machten die Runde. Daneben waren jene handbemalten Tapeten aus China sehr gefragt. Diese Wandbekleidungen nannten sich „Chinoiserie“ und „Rocaille“. Gerade die feinen, fernöstlichen Malereien galten als luxuriös.

Der Klassizismus brachte Herrschaftssymbole mit sich. Der angesagte Mensch dieser Zeit legte Wert auf Symmetrie. In Frankreich tobte die Französische Revolution und in der Mode sprachen geradlinige Formen der Antike die Menschen an. Das beinhaltete Malereielemente aus Griechenland oder Pompeij, Symbolverzierungen, Säulen und Lorbeerschmuck in streng symmetrischer Anordnung. Ornamente wurden öfter in der Mittelachse gespiegelt. Die damalige Tapete war von fantasievollen Motiven überlagert.

Der einfache und tugendhafte Lebensstil kam dann im Biedermeier auf, sollte den Ernst des napoleonischen Empires widerspiegeln. Der Biedermeier durchdrang die Literatur, die Kunst und das einfache Leben. Der Natur wurde gehuldigt. Romantische Motive aus der Natur ermöglichten Landschaftszimmer, Panoramatapeten öffneten den Raum ins Freie.

Wie immer löste der eine Geschmack den häufig gegensätzlich ausgerichteten ab. Ein Stilmix aus verschiedenen Mustern, Proportionen und Farben ersetzte die Einfachheit des Biedermeiers. Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert beherrschte ein Stilpluralismus und Exotismus die Wände. Nicht nur in den Häusern setzten sich Stilbrüche um, auch vor der Tür erwachte die industrielle Revolution, brachte Rotationsdruck und die Leimdrucktapete in industrieller Fertigung mit sich.

Gleichzeitig gab es im Jugendstil sehr helle Farben, klare Formen, verspielte Ornamentik. Die Tapetenmuster wurden von der Wand über Gegenstände, Decken, Möbel und andere Einrichtung fortgetragen und ließ die Räume kunstvoll und einzigartig erscheinen.

Erst die neue Sachlichkeit verband Organisches mit geometrischen Formen, die ungewöhnliche Tapetenmotive hervorbrachten. Hier sind die Wiener Werkstätte zu nennen, die den Weg ins „Art déco“ ebneten.

Auch zur Zeit des Funktionalismus änderte sich der Zeitgeschmack erneut, der sachliche Zweck der Wandbekleidung überwog den ausgefallenen Formen und Farben. Tapeten waren einfarbig, vergleichbar mit der heutigen Unitapete.

Heute ist die Tapete immer Ausdruck des individuellen Geschmacks und kann durch die Entwicklung auf viele Stilrichtungen und Epochenwirkungen zurückgreifen, bleibt dabei auch moderne Designentfaltung und Motivvielfalt. Räume können mittels Tapeten vergrößert werden, Atmosphären und Stimmungen kreieren, Gemütlichkeit erzeugen. Zimmer können individuell gestaltet werden.